Anfang Mai 2016 erlebten über eine Million Besucher des Hamburger Hafengeburtstags die eindrucksvolle und feierliche Taufzeremonie der AIDAprima. Die auserkorene Taufpatin Emma Schweiger, Jungschauspielerin sowie Tochter von Til Schweiger, muss in Anbetracht der Menschenmengen ganz schön aufgeregt gewesen sein. Mit den Worten
„Du schönes Schiff, ich taufe dich auf den Namen AIDAprima. Ich wünsche dir, deinen Gästen und deiner Crew allzeit gute Fahrt und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel“
zerschellte sie traditionell eine 12-Liter Champagnerflasche am Bug des Schiffes.
Historik der Schiffstaufe
Die Tradition der Schiffstaufe, auch Schiffsweihe oder Schiffssegnung genannt, existiert bereits seit dem 4. Jahrhundert vor Christus. Da die Gefahren auf See früher viel zahlreicher vorkamen, diente die Schiffstaufe vor allem dem Schutz vor Seeungeheuern sowie bösen Geistern, Eisbergen, Stürmen und dem unerwarteten Ende der scheibenförmigen Erde. Auch den römischen Meeresgott Neptun - Schutzherrn der Seefahrer sowie Herrscher über Sturm und Flaute - wollte man kraft des Taufaktes besänftigen.
Ferner ist aber auch der Aberglaube bei der Schiffstaufe von Bedeutung. Es wird gerne behauptet, dass ein ungetauftes Schiff Vorbote für Unheil und Unglück ist. Ist es da Zufall, dass das wohl berühmteste Passagierschiff - die Titanic - ohne Taufakt ihre Jungfernfahrt antrat, jedoch nie in ihrem Zielhafen New York ankam?
Ablauf einer Schiffstaufe
Obwohl die Tradition besagt, den Taufakt vor dem Stapellauf zu vollbringen, werden heutzutage vor allem die großen Kreuzfahrtschiffe, insbesondere aus Vermarktungsgründen, häufig erst in einem bekannten Hafen getauft. Erinnert man sich an vergangene Taufpaten, tauchen populäre Namen wie Lena Meyer-Landrut, Sophia Loren und Eva Padberg auf, aber kein männlicher Name. Hintergrund ist, dass ein männlicher Taufpate eher als ein schlechtes Omen angesehen wird und somit stets weibliche Personen den feierlichen Taufakt übernehmen.
Feierliche Rede und Champagner
Nach einer kurzen Rede ihrerseits schleudert die auserkorene Taufpatin eine Champagner- oder Sektflasche, die meistens an einem Seil befestigt ist, gegen den Bug des Schiffes und verkündet den Namen. Eine nicht zerbrochene Flasche soll dem Schiff Unglück bringen. Unentbehrlich ist auch, dass der Korken noch fest im oberen Rand des Flaschenhalses sitzen muss, damit wird die Wirksamkeit der Taufe der Taufpatin bestätigt.
In manchen Fällen wird die Flasche vorher sogar präpariert, um nicht ein ähnliches Schicksal zu erleiden, wie das Kreuzfahrtschiff Queen Victoria, als ihre Taufpatin, die Herzogin von Cornwall, Camilla Mountbatten-Windsor die Flasche nicht in tausend Scherben zersplittern ließ. Schlechtes Omen oder eher Zufall, dass bereits drei Wochen nach der Taufe zahlreiche Passagiere unter einer Infektion erkrankten.
Um kleinere Schiffe und Ruderboote nicht bei der Taufzeremonie zu beschädigen, wird der Sekt/Champagner stattdessen festlich über die Reling gekippt. In der Tat variiert die Schiffstaufe je nach kulturellen Unterschieden. stellen wir Ihnen hier vor:
Schiffstaufen in anderen Ländern
In Schottland wird die Champagnerflasche durch eine Flasche Whisky ersetzt.
In Frankreich darf keine schwangere Frau die Rolle der Taufpatin übernehmen.
Nach afrikanischer Tradition trinkt die Taufpatin einen großen Schluck Palmwein und bespritzt diesen fünfmal gegen die Bordwand.
Nach islamischem Brauch wird das Schiff mit dem Wasser aus dem heiligen Brunnen von Mekka getauft.
In Japan beginnt die Schiffstaufe mit einer rituellen Reinigung des Schiffsbauplatzes. Bei der Namensvergabe trennt die Taufpatin eine gespannte Leine zwischen Land und Schiff, die symbolisch als Nabelschnur dient. Dadurch platzt die am Schiff befestigte rotweiße Papierkugel aus der nun Konfetti, Blumen, und Luftballons hoch hinaus in den Himmel steigen.
Welche Kriterien muss eine Taufpatin erfüllen?
Erinnert man sich an auserkorene Taufpatinnen der letzten Jahren, so bemerkt man, dass keine von ihnen von Natur aus rothaarig ist. Hintergrund ist, dass eine rothaarige Taufpatin die Gefahr birgt, den übel gesinnten Schiffsgeist, den ebenfalls rothaarigen Klabautermann, herbeizulocken.
Da insbesondere rothaarigen Frauen die Farbe grün ausgezeichnet steht, ist es auch nicht verwunderlich, dass die Taufpatin kein grünes Kleid tragen darf. In der Tat müssen auch die Gäste bei ihrer Kleiderwahl auf die Farbe Grün verzichten, ansonsten würde man ebenfalls den herzlosen Klabautermann auf das frisch geweihte Schiff locken.
(Headerbild: Kreuzfahrtberater)